Wie werden Arbeit und Beruf in Zukunft für uns aussehen?

Wie werden Arbeit und Beruf in Zukunft für uns aussehen? 5 Ansätze für die Arbeitswelt 2030

Februar 2023
Lesezeit 7 Min

Wie werden Arbeit und Beruf in Zukunft für uns aussehen? 5 Ansätze für die Arbeitswelt 2030.

Das Beobachten aktueller Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und am Arbeitsmarkt ermöglicht es, zukünftige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und zu agieren. Relevante Einflussfaktoren mitdenken und Chancen wahrnehmen. Machtvoll bleiben, anstatt in Ohnmacht fallen: Mein Blick auf 2030.

Früher war alles besser? Oder alles neu, alles anders.
Was gestern unzerstörbar schien, ist heute in einer nicht zu übersehenden Veränderung begriffen. Wir sehen, was Pandemie, Lieferkettenunterbrechungen, Kriegsgeschehnisse in der Ukraine und im Nahem Osten, neueste technologische Entwicklungen oder auch Energiekrise, Klimakrise und Teuerung auslösen. Die Arbeit selbst, die Arbeitsverhältnisse, die Gesellschaft, die Ansprüche der Menschen und die Wirtschaft befinden sich in einem massiven Umbruch. Das Leben allgemein wird hinterfragt, dazu kommen neue Herausforderungen, wie der zu erwartende Bevölkerungsrückgang, (sehr stark in Deutschland, weniger in der Schweiz und in Österreich), die Pensionierungswelle der Babyboomer, Hilfs- und Fachkräftemangel allerorten und die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz wie etwa ChatGPT, Bart, Dall-e usw.

Unsere Herausforderung: Veränderungen als Chancen verstehen
Worauf dürfen wir uns einstellen und was sind die Mittel der Wahl? Folgende Ausführungen und Überlegungen sollen eine Annäherung an die Erfordernisse und Möglichkeiten der nächsten Jahre geben. Wenn wir dem Wandel aktiv begegnen, können wir daraus Chancen aktiv nutzen.

Folgende 5 Einflussfaktoren möchte ich näher beleuchten bzw. zum Nachdenken anregen.
1. Die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz
2. Spaltung und Rückgang der Arbeitsmoral im Arbeitsmarkt
3. Aufpoppen und Implodieren
4. Welche Fragen sollte sich jeder Einzelne von uns stellen?
5. Die Kompetenz der Menschen in Zukunft

1. Die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz (KI)
Künstliche Intelligenz ist in vielen Bereichen schon fixer Bestandteil unseres Alltags. Somit sind alle Herausforderungen der Zukunft auch gemeinsam mit den Entwicklungen der KI zu sehen. Dann lässt sich erahnen, wie die Arbeitswelt in 5 oder 10 Jahren aussieht. In vielen Bereichen wird sie ganz anders sein als heute. Darauf dürfen wir uns einstellen. Die Arbeitswelt und das Wirtschaftsleben werden sich verändern: von der Digitalisierung zur umfassenden Informationsgesellschaft mit KI-Intelligenzen im Fokus. Ein Automatisierungsschritt, der in alle Lebens- und Arbeitsbereiche direkt eingreifen wird.

Wer hätte sich Anfang der 2000er Jahre vorstellen können, dass Internet, PC, Handy, Streaming Dienste unser Leben verändern werden. Jetzt stehen wir mitten im nächsten Entwicklungsschritt und dieser ist unaufhaltbar, egal ob wir es uns vorstellen können oder nicht.

Als Haupttreiber in der Zukunft lassen sich viele Faktoren ausmachen: Der Bevölkerungsrückgang bedeutet, dass der Markt schrumpft, also auch weniger konsumiert und verbraucht wird. Zusätzlich geht die Generation der Babyboomer in Rente bzw. Pension. Es steht also weniger Personal zur Leistungserbringung zur Verfügung. Dazu kommen nicht gemachte Hausaufgaben aus der Vergangenheit wie z.B.: Bildungs-, Staats-, Verwaltungs-, Pensions-, Gesundheitsreform.

Wie können wir diese Herausforderungen meistern?
Weniger Arbeitskräfte stehen zur Verfügung. Die Arbeitsleistung muss also auf eine geringere Anzahl von Köpfen verteilt werden. Dies treibt die Automatisierung voran, erfordert noch höher qualifizierte Arbeitskräfte.

Mitarbeiter mit niedrigerer Qualifikation müssen auf die Bedienung von automatisierten Prozessen eingeschult und „upgegradet“ werden. Die Anforderungen an eine bessere Qualifikation und eine zunehmende Automatisierung fordern Bildungs- und Ausbildungssysteme in allen Branchen. Es wird ein Upgrade auf allen Ebenen der Berufsbildung nötig werden. Neue Fertigkeiten und neue Fähigkeiten sind gefragt.

Zugleich gerät das Renten- und Pensionssystem in Schieflage: Immer weniger Arbeitende, immer mehr Pensionisten und Rentner. Die Finanzierung durch das bisherige Umlagesystem wird nicht mehr durchgängig auf dieselbe Art bzw. Umfang wie bisher erfolgen können.

2. Spaltung und Rückgang der Arbeitsmoral
Die Nachwirkungen der Pandemie, der Ukraine Krieg, Lieferkettenunterbrechungen, Energiekrise, Geldentwertung, die Herausforderungen der Digitalisierung: All diese Faktoren zeigen Auswirkungen auf das Denken und Verhalten der Menschen. Es entstehen neue Bedürfnisse und andere Notwendigkeiten. Alte Werte werden hinterfragt, neue sind oft noch nicht gefunden.

Im Home-Office beispielsweise haben viele Menschen die Zeit für intensives Nachdenken genutzt, sich Fragen gestellt.

  • Was will ich
  • Was würde ich lieber machen?
  • Was bereitet mir Freude?
  • Was brauche ich wirklich?
  • Soll ich etwas Neues beginnen?
  • Ist mein Job noch richtig für mich?

In gewisser Weise erfolgte durch Home-Office auch eine Resozialisierung. Man erlebte, dass ganze Abteilungen plötzlich wie vom Erdboden verschwunden waren und andere völlig überlastet. Die Folge war und ist ein soziales Ungleichgewicht: Für Menschen in operativen und produktiven Tätigkeitsbereichen (Fahrer, Polizisten, Beschäftigte in Krankenhäusern, im Handel usw.) war kein Home-Office möglich. Dies birgt aus meiner Sicht auch in Zukunft ein Potential für soziale Konflikte: Wie soll man jenen, die am Fließband stehen, in Werkstätten beschäftigt sind, in der Produktion oder in der Dienstleitung tätig sind, verständlich machen, dass sie kein Home-Office machen können? Während Menschen in häufig besser bezahlten Jobs diese Möglichkeit hatten und haben.

Unsicherheiten und Veränderungen auch im privaten Umfeld
In vielen Branchen gab es Existenzängste wegen wechselnder Unter- und Überforderung (unregelmäßige Lockdowns inkl. Auf- & Zusperren). Weiters gab es Branchen mit Arbeits- und Umsatzrekorden, andere hatten nichts mehr zu tun. Die Angst vor der Pandemie hat Menschen, Arbeitsteams, Familien usw. bezgl. der verhängten Maßnahmen und der unterschiedlichen Einschätzungen manchmal entzweit, auch wegen der verschiedenen Ansichten zu gesundheitlichen Schäden, der Folgen von Long Covid, der Auswirkungen der Impfung usw.

Im Arbeitsleben wurde das Koordinieren von Teams, Abteilungen und der Prozesse zunehmend schwierig. Immer wieder war zu beobachten, dass Einzelinteressen in den Vordergrund traten. Zu sehen war auch, dass in vielen Fällen ein Leistungsabfall durch Home-Office erfolgte, speziell bei gleichzeitiger Betreuung der Kinder. Ebenso kam es auch zu einer gesunkenen Leistungsfähigkeit durch Ablenkungen (Videos, Chats, soziale Netzwerke uvm.) und fehlende Strukturen.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Bin ich in meinem Job richtig, wo kann ich meine Kompetenzen, meine Fähigkeiten verwirklichen? Sollte ich etwas anderes machen? Ebenso wurde und wird nach wie vor die Life Balance hinterfragt.

Neu ist das Thema der Generation Z am Arbeitsmarkt. Wobei auch diese aus unterschiedlichen Milieus mit unterschiedlichen Werthaltungen (Heinzelmayer) besteht. Eine Generalisierung scheint mir keineswegs angebracht.
Generell besteht jetzt und natürlich dem Arbeitskräftemangel allgemein geschuldet, die Tendenz der besseren Verhandlungsposition für Bewerber (Bewerbermarkt). Es gibt immer öfter eine bessere Bezahlung bei weniger Leistungsbereitschaft. Auch hier ist wieder wichtig, nicht zu verallgemeinern.

Besonders zu beachten und mit gravierenden Auswirkungen für den Arbeitsmarkt sind jene Menschen, die innerlich gekündigt haben. Aktueller Studien zufolge handelt es sich dabei um bis zu 50 Prozent der Beschäftigten, die Überlegungen hinsichtlich Jobwechsel haben. Quiet Quitting / Big Quiet („Dienst nach Vorschrift“) als Schlagworte.

Fazit: Die Menschen haben durch Corona begonnen, ihr Leben, ihre Arbeit und das, was sie wirklich wollen und glücklich macht, zu hinterfragen.

3. Aufpoppen und Implodieren
Die Angebote und Anwendungen über das Internet sind während der Pandemie explodiert. Tech-Firmen verzeichneten Rekordumsätze und haben in der Erwartung, dass die Entwicklung so weiter gehen könnte, zig- tausende neue Mitarbeiter eingestellt, welche mittlerweile wieder entlassen wurden. Netflix, Online Streaming-Dienste, Web-Konferenz Anbieter usw. haben geboomt wie nie zuvor. Jene Unternehmen, die ihre Teams ins Home-Office schicken mussten, mussten Online Zugänge und Notebooks in Rekordgeschwindigkeit zur Verfügung stellen. Was vorher jahrelang blockiert wurde, war plötzlich kein Thema mehr.

Was braucht es jetzt? Ich meine, dass flexible und agile Herangehensweisen erforderlich sind, um die Organisationen nicht am Status quo einzufrieren, sondern sofort auf die Herausforderungen der Zukunft reagiert werden muss.

Interessant ist, dass genau jene Sachverhalte, welche aus der Pandemie heraus einer Veränderung unterworfen waren, jetzt eine Vorbedingung für die Reaktion auf kommende Änderungen darstellen. Die Menschen haben gelernt, mit den zur Verfügung stehenden Technologien umzugehen. Jetzt kommt der nächste, noch viel herausforderndere Schritt in der technologischen Entwicklung. Das bedeutet: Chancen wahrnehmen und ins Tun kommen. Neue Arbeitssysteme sind gefragt.

Die zu beobachtende enorme Disruption durch die Künstliche Intelligenz (KI) wird die Arbeitswelt 2030 völlig anders aussehen lassen.

4. Welche Fragen sollte sich jeder Einzelne von uns stellen?
• Was war der Grund warum ich den Beruf ergriffen habe, den ich jetzt ausübe?
• Entspricht er meinen Fähigkeiten und Talenten, bereitet er mir Freude, erfüllt er mich?
• Ist das meine Berufung, meine Leidenschaft?
• Daraus folgt: Wie kann ich das „Ist es meins?“ unter neuen Bedingungen anders verwirklichen?
• Soll ich anderen helfen? Wo und wie kann ich mich einbringen?

Was ist zu tun?
Unbedingt aufmerksam beobachten, was sich und wie es sich entwickelt.
Intensiv mit den neuen Technologien befassen, weiterbilden.

Welche Berufe werden Zukunft haben?
Generell gilt: Vernetztes Denken, menschlich Kreatives, Schöpferisches, alles, was nicht automatisierbar ist, forcieren. Das Beherrschen der Technologien (IT, KI) ist sehr wichtig. Das Faktenwissen wird zurückgehen. Ziel soll es sein, die KI für eigene Zwecke (Arbeitserleichterung, Produktivitätssteigerung) nutzen zu können. Das Gebot der Stunde ist: Lernen, die KI zu beherrschen, damit sie hilfreich wird.

Handwerksberufe/ hochwertige manuelle Tätigkeiten
Diese werden weiterhin gebraucht: Welche Produktivitätssteigerungen, welche Automatisierungen/Robotik sind möglich? 3D-Druck, neue Bau- und Erstellungstechniken als Denkansatz. Es wird in allen Bereichen kreative Nischen geben, welche von keiner KI besetzt werden können.

• KI und Robotik werden automatisierte Standardtätigkeiten übernehmen können.
• Für Menschen bleibt alles, was kreatives, schöpferisches und vernetztes Denken erfordert.

Verwaltungsberufe/Buchhaltung/Controlling/ Steuerwesen
Vorstellbar, dass hier sehr viel automatisiert werden kann, denn diese Abläufe sind gut programmierbar. Das bedeutet, diese Prozesse konsequent zu automatisieren. Die Finanz prüft ja heute schon zu einem großen Teil automatisiert. Warum sollte es keine Systeme geben, welche die Eingaben so strukturieren, dass keine oder kaum eine weitere Bearbeitung nötig wird?

Beratung/Therapie/Coaching/psychologische Berufe
Die Methoden werden sich ändern müssen. Eine wesentliche Frage wird sein: Was funktioniert, was ist konkrete Hilfe?
• Viele Methoden des vorigen Jahrtausends sind überholt.
• Neue Behandlungsmöglichkeiten, auch alternativer Natur gemeinsam mit schulmedizinischen Entwicklungen (ganzheitlich) haben Zukunft.
• Angenommen wird nur mehr, was wirklich funktioniert.

Kreativjobs, Marketing, Grafik, PR
Im Bereich Text, Bildgeneratoren usw. findet derzeit eine Revolution statt. Sie werden überhandnehmen. Die Algorithmen werden viele der bisherigen Arbeiten ausführen können. Auch hier gilt: Der Mensch behält den Überblick, ist kreativ, schaffend, vernetzend. Ansonsten wird er zum Handlanger der Systeme. Zukunft für den Menschen hat:
• Alles, was einzigartig, speziell auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten ist.
• KI kann dabei viel Arbeit und Routinetätigkeiten abnehmen.

Wissenschaft
• Die KI kann Routine Tätigkeiten abnehmen.
• Chancen erkennen: Langweilige Vorarbeiten an KI delegieren und im Schöpfungsprozess, im Entwickeln neuer System arbeiten.

Verkehr/Transport/Logistik
Hier wird es zu gewaltigen Automatisierungen kommen. Auch wenn sich die euphorischen Vorhersagen für autonomes Fahren, selbststeuernde Systeme usw. bisher noch nicht erfüllt haben, bedeutet das nicht, dass es zu keinen Änderungen kommen wird. Die Tests in vielen Regionen der Welt zum autonomen Fahren laufen, sind noch mit Problemen behaftet, werden aber laufend perfektioniert. Ein allgemeiner Durchbruch ist spätestens in 10 Jahren zu erwarten. Mit gewaltigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das Verkehrsverhalten. Dem Menschen bleibt eine überwachende und steuernde Funktion. In ähnlicher Art und Weise werden auch alle anderen Branchen mehr oder weniger betroffen sein.

5. Die Kompetenz der Menschen in Zukunft
Vernetztes Denken, ganzheitliches Denken, kreatives Denken, etwas Neues schaffen, das werden die Kernkompetenzen der Menschen bleiben, auch in Zukunft. Faktenwissen wird zurückgehen. Es ist wichtig, die KI für eigene Zwecke zu nutzen. Wir können davon ausgehen, dass alles, was automatisierbar ist, über kurz oder lang automatisiert werden wird. Dies gilt für alle Branchen der Wirtschaft und alle Lebensbereiche. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt werden gewaltig sein. Bis hin zu einer Massenarbeitslosigkeit.

Die Politik steht vor der Herausforderung, jetzt schon die Entwicklungen zu antizipieren und ein ausgewogenes, flexibles und agiles Maßnahmenbündel zu schüren.

Fazit: Es ist enorm wichtig, dass wir lernen, die KI zu beherrschen. Sie nicht als Feind sehen, sondern als hilfreiches Tool. Denn es ist davon auszugehen, dass sich schon in fünf Jahren viele Berufsbilder vollständig verändert haben.

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